Warum es diesen Tag braucht
Täglich sterben unzählige Tiere auf unseren Straßen – überfahren, übersehen, vergessen. Igel, Füchse, Rehe, Kröten, Katzen, Dachse, Vögel. Sie alle sind Teil unseres gemeinsamen Lebensraums, und doch werden ihre Wege durch unsere Straßen zu tödlichen Fallen. Der Verkehr nimmt keine Rücksicht – nicht auf die Langsamen, nicht auf die Unsichtbaren, nicht auf die Wilden.
Der 3. November wird daher zum 1. Europäischen Gedenktag für die im Straßenverkehr getöteten
Tierleute.
Ein Tag des Innehaltens. Ein Tag für Erinnerung, Sichtbarkeit und Verantwortung.
Ein spiritueller Tag, eingebettet in die weltliche Arbeit der Projektgruppe "Gedenktag", die sich das ganze Jahr für die Belange und Sicherheit der Tierleute im Straßenverkehr einsetzt.
Wenn wir die getöteten Tierleute ehren, erkennen wir an, dass ihr Tod nicht nur Statistik ist – sondern Verlust. Wir setzen dem namenlosen Sterben ein sichtbares Zeichen entgegnen: Gedenken, Sichtbarkeit, Verantwortung. Dieser Gedenktag ist nicht gegen Menschen gerichtet. Er ist ein Aufruf zur Mitmenschlichkeit – und zur Mitweltlichkeit. Denn viele von uns kennen es: erst der Schreck, dann vielleicht das plötzliche Aufflammen von Schuld oder Schmerz, wenn wir Tierleute auf der Straße oder am Straßenrand liegen sehen, offensichtlich tot. Ein junger Fuchs, ein Dachs oder eine Rehmutter? Wer wird vergeblich auf sie warten, nach ihnen rufen?
Wir möchten diesen Tag nutzen, um gemeinsam zu gedenken – mit Kerzen, Geschichten, Ritualen oder stillen Zeichen am Straßenrand. Aber auch, um für konkrete Verbesserungen zu wirken, zum Beispiel Tempo 30 in gefährdeten Zonen, Wildtierbrücken, bessere Schutzmaßnahmen und ein neues Bewusstsein im Straßenverkehr.
Im Oktober starten Online-Treffen über Samseti, in denen wir Ideen sammeln, uns austauschen und vernetzen. Wer tiefer einsteigen möchte, kann Teil der entstehenden Projektgruppe werden. Sie wird konkrete Forderungen entwickeln und Wege suchen, wie wir auf die Straßenraumgestaltung einwirken können und das Straßennetz lebensfreundlicher gestalten können – zum Wohle aller Wesen.
Unser Schutzpatron und der 3. November
Der Heilige Hirsch steht für die Tierleute, die über unsere Straßen gehen, die ihre Heimat zerschneiden – und nicht zurückkehren.
Der Hirsch ist ein Hüter: der Würde, der Erinnerung und der Übergänge. Dort, wo Wildnis auf Asphalt trifft, taucht er auf – leise, warnend, mahnend. Am 3. November und an allen
Tagen begleitet er uns als Geistführer, als Schutzpatron dieses Projektes und der Haltung, die dahintersteht. Um uns daran zu erinnern, dass mit großer Macht immer große Verantwortung
einhergeht.
Traditionell wird der 3. November als "Hubertustag" von Jäger:innen gefeiert – mit Jagdhorn, christlichem Gottesdienst und Jagdritualen zu Ehren des Heiligen Hubertus, der als Schutzpatron der Jagd gilt. Die Legende besagt, er habe einst wild gejagt, sei durch die Erscheinung eines Hirsches mit Kreuz im Geweih bekehrt worden und habe danach „die Achtung vor dem Geschöpf“ zum Leitprinzip der Jagd gemacht.
Doch in der Realität wird dieser Tag bis heute oft zum Auftakt von Treib- und Drückjagden genutzt – mit massivem Leid für die Wildtierleute. Kritiker:innen, darunter PETA und der Deutsche Tierschutzbund, bezeichnen solche Gottesdienste als „Töten mit kirchlichem Segen“ und fordern das Ende dieser ritualisierten Jagdpraktiken.
Wir holen diesen Tag zurück!
Nicht als Fest für die Jagd, sondern als Gedenktag für die Ermordeten, als Mahnung, die Würde allen Lebens zu achten.
Die bittere Realität - Zahlen und Fakten
Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich rund 19 Millionen Tierleute allein in Deutschland im Straßenverkehr ums Leben kommen. Im europäischen Maßstab sind es sogar rund 29 Millionen Säugetiere
und 194 Millionen Vögel pro Jahr. Besonders betroffen sind Regionen mit einem dichten Straßennetz wie Deutschland, das rund ein Zehntel aller Straßentieropfer Europas verzeichnet. Neben den
offiziellen Wildunfallstatistiken gibt es eine beträchtliche Dunkelziffer, insbesondere bei kleineren Säugetieren, Amphibien und Vögeln, daher können diese Zahlen immer nur annähernde Schätzungen
sein.
Weiterführende Daten und Fakten findest Du in der konkreten Projektarbeit zum Gedenktag bei Samseti e.V. und wenn Du u.a. diese Institutionen und Medien mit dem Schlagwort "Wildunfälle" oder "Tiertote im Straßenverkehr" recherchierst:
Nationale Berichte: z.B. Deutscher Jagdverband (DJV), NABU, Statistisches Bundesamt, Tierfund-Kataster der Universität Kiel.
Internationale Studien: z.B. Forschungsarbeiten des Zentrums für Umweltforschung in Lissabon (Clara Grilo), Citizen-Science-Projekte in EU-Ländern, Frontiers in Ecology and Environment Fachmagazin.
Medienberichte: z.B. Süddeutsche Zeitung, taz, Tagesschau, Berliner Zeitung, National Geographic Deutschland.
So kannst Du mitmachen
Der Gedenktag lebt davon, dass viele ihn sichtbar machen – jede:r auf ihre eigene Art.
Ob du allein unterwegs bist oder in einer Gruppe, ob mit Ritual, Kerze oder politischer Stimme: Dein Zeichen zählt.
Hier sind einige Möglichkeiten.
Wichtig: Achte bitte immer darauf, dass Du Dich und andere nicht gefährdest. Und bitte sorge auch dafür, dass nichts, was für Tierleute unverträglich oder gefährlich
wäre, in die Natur kommt oder da verbleibt. Bitte räume Deinen Gedenk- oder Ritualplatz immer auf und hinterlasse ihn naturgemäßer, als Du ihn vorgefunden hast:
Zünde am 3. November eine Kerze an und widme sie dem Gedenken der getöteten Tiere.
Vielleicht an einem Straßenrand (nur als künstliche Laterne, nie als offenes Feuer), vielleicht bei dir zu Hause.
Lege ein Zeichen des Gedenkens ab:
ein Blatt, ein Stein, ein Hufabdruck, ein Bild, ein paar Worte, singe ein Lied.
Teile ein Bild oder eine Geschichte in den sozialen Medien.
Schreib, was du erlebt hast. Zeig, wo du gedenkst. Verwende gern die Hashtags
#HeiligerHirsch #GedenktagTierleute #Samseti #allesLeute
Organisiere eine kleine Gedenkaktion.
Einen Spaziergang mit Freund:innen, eine Mahnwache, ein stilles Ritual. Es braucht keine Genehmigung, nur Herz.
Komm zu den Vorbereitungstreffen ab Oktober
– online und offen für alle, die sich austauschen oder gemeinsam etwas planen wollen. Infos via Instagram und Facebook.
Werde Teil der Projektgruppe, die sich langfristig für Schutzmaßnahmen, Bildung und politische Veränderung einsetzt.